Kleidung für Geflüchtete

«Männer reagieren weniger auf Spendenaufrufe»

Das Spendendepot Zürich sammelt Kleider, Schuhe, Zelte und weitere Bedarfsgüter für geflüchtete Menschen in der Schweiz und im Ausland. Was der Verein dringend braucht: Männerkleidung. Warum? Sind Männer spendefaul oder gar asozial?

«Dringend notwendig: Männerkleidung»: Das steht prominent auf dem Online-Flyer des GZ Wipkingens. Am Sonntag sammelt das Zürcher Gemeinschaftszentrum zusammen mit dem Spendendepot Zürich Sachspenden. Menschen können Winterjacken, Handschuhe und Winterschuhe oder sogar Zelte und Smartphones mitbringen – und sie Geflüchteten in der Schweiz sowie Menschen in Flüchtlingscamps in Europa spenden.

Klein gedruckt auf dem Flyer steht: «Frauenkleidung nehmen wir nur an, wenn unisex.» Warum dieser ausdrückliche Aufruf zu Männer- und Unisexkleidung?

90 Prozent der Sachspenden sind Frauenkleidung

Warum der Aufruf zu Männerkleidung notwendig ist, erklärt das Spendendepot auf Anfrage der Today-Redaktion: «Wenn wir keine Einschränkung machen würden, würde zu 90 Prozent Frauen- und Kinderkleidung kommen und zu 10 Prozent Männerkleidung.» Oft sammelten Privatpersonen spontan Kleidung für Geflüchtete. Sie würden oft viel zu viele Frauenkleider sammeln – und das sei ein Problem.

«Die Frauenkleider werden in Camps transportiert, so dass dort der Berg gar nicht mehr abgebaut wird», so das Spendendepot. Deshalb der Aufruf für Männer- oder Unisexkleidung: «Wir müssen noch mehr gegensteuern, denn wir wollen keine unnötigen Dinge durch Europa schippern.» Die Organisation hofft, einige Männer mit dieser Erklärung auf das Kleiderspenden zu sensibilisieren.

Männer spenden seltener Kleider – aber kaufen auch weniger

Menschen wollen Gutes tun, doch Kleiderberge in Flüchtlingslagern bringen niemandem etwas. Doch warum stapeln sich Schals, Wollmäntel und Winterstiefel für Frauen überhaupt, während daneben Männer ohne Jacke und Schuhe frieren müssen?

«Männer reagieren weniger auf Spendenaufrufe oder Aufrufe zur Mithilfe», schreibt das Spendendepot. Sind Männer also asozial oder faul? Nicht unbedingt. «Schlussendlich haben sie weniger Kleidung, die sie spenden können», so das Spendendepot.

Diese Erfahrung macht auch das Hilfswerk Caritas, das in der Schweiz mehrere Secondhand-Läden betreibt. «Männer kaufen grundsätzlich weniger Kleider und weniger Fast Fashion», heisst es auf Anfrage. «Sie kaufen eher teurere Kleidung, die sie dann länger tragen.» Deshalb lande auch weniger Kleidung im Secondhand-Laden – oder eben beim Spendendepot.

«Es kommen zwar immer mehr Männer in unsere Läden, aber die Nachfrage übersteigt das Angebot bei weitem. Und das wird wahrscheinlich auch so bleiben», sagt Françoise Tsoungui, Leiterin Secondhand bei Caritas Zürich.

Mehr männliche Asylsuchende

Fakt ist auch: Mehr Männer als Frauen sind auf den Flüchtlingsrouten unterwegs. Und in der Schweiz leben mehr geflüchtete Männer als Frauen. 2022 waren gemäss Staatssekretariat für Migration SEM 38'448 Asylsuchende männlich und 23'015 weiblich (inklusive vorläufig Aufgenommene).

Das Spendendepot und das GZ Wipkingen hoffen dennoch, am Sonntag möglichst viele Bedarfsgüter für männliche Personen zu sammeln. «Wir sind sehr auf Spenden von Männerkleidung angewiesen.»

Darum, liebe Männer: Die Jacken, Pullis und Mützen, die seit Jahren in euren Kleiderschränken ungetragen vor sich hin müffeln, werdet ihr nie mehr tragen. Lasst sie los und geht spenden!

Postulat fordert, dass Zürcherinnen und Zürcher mehr Secondhand-Kleidung kaufen sollen:

Quelle: TeleZüri

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Quelle: ZüriToday
veröffentlicht: 9. Februar 2024 06:10
aktualisiert: 9. Februar 2024 09:20